Der Umgang mit Wasser

02.11.2015 / Deutsches Baublatt Nr. 383 November/Dezember 2015

Deichsanierung, Erschließungen und Renaturierungen bilden das Kerngeschäft von WESTA

HAGENOW (SR). Extreme Niederschläge 2002, 2006, 2011 und vor allem 2013 haben entlang der Elbe weite Teile der Überflutungsfläche und Polder immer wieder unter Wasser gesetzt –  trotz der rund 155 Kilometer langen Deiche. „Die Starkregenereignisse haben Schwachpunkte in der Landschaftsgestaltung, in der Bauleitplanung, bei der Gewässerbewirtschaftung, im Umgang mit Niederschlagswasser in den Gemeinden und bei der kommunalen Hochwasservorsorge sowie dem Hochwasserschutz aufgezeigt und uns zum Handeln aufgefordert“, stellte Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz, vor wenigen Wochen heraus. Daraus resultierten bis heute 26 Vorhaben. Einer, der sich auf den Deichbau und den Hochwasserschutz konzentriert und an der einen oder anderen Maßnahme beteiligt  war, ist das Unternehmen WESTA Straßen- und Tiefbau GmbH aus Hagenow.

Als 2002 das Jahrhunderthochwasser Städte und Landstriche verwüstete, fackelte das Unternehmen nicht lange, sondern schickte seine Radlader-Flotte mit 15 Geräten in den Einsatz, um den Deich an der Elbe zu sichern. Die Deichsanierung ist zu einem seiner wesentlichen Standbeine  geworden, nicht  zuletzt  deshalb, weil die  über  die Ufer tretenden Fluten und die starken Niederschläge gravierende Lücken  im Hochwasserschutz offenbarten. Umfangreiche Erdbewegungen und Materialtransporte wurden von dem Straßen- und Tiefbauunternehmen unternommen, um Dämme neu abzudichten oder Deichkronen wieder zu befestigen. Neben der aktuellen  Sicherung der Deiche wurde seitdem daran gearbeitet, ihre vollständige Wehrfähigkeit nach Ablauf des  Hoch-wassers  wiederherzustellen. So hat der Baubetrieb etwa den Elbedeich bei Boizenburg saniert, der auf über zehn Meter erhöht wurde.  Dabei wurden der Deichkörper bis zur Dammoberkante sowie die Deichverteidigungswege neu hergestellt. Diese Deichsanierung markiert das Ende des Elbe-Hochwasserschutzprogramms des Landes. Nun sind alle Anlagen an der Elbe an das Bemessungshochwasser von 1983 angepasst. „Dafür wurden seit 1990 rund 96 Millionen Euro ausgegeben“, erklärte der Minister. Doch das Jahr 2013 brachte neue Rekordhochwasserstände mit 36 und 52 Zentimeter über der Sollstärke der Deiche aus 1983. „Das zeigt uns, dass Hochwasserschutz eine Daueraufgabe bleibt“, so Dr. Backhaus.

Viele Kommunen in den neuen Bundesländern haben die Kanalisation erneuert – so etwa am Firmensitz in Hagenow, an dem das Bauunternehmen unter anderem einen Kanal mit einem Durchmesser von 1 600 Millimetern  und 1 200 Millimetern verlegt hat. Außerdem wurden große Regenrückhaltebecken angelegt, welche die anfallenden Wassermassen auffangen und dann versickern lassen.

Bereits 2003 hat die Internationale Kommission zum Schutz der Elbe einen ,,Aktionsplan Hochwasserschutz Elbe“ veröffentlicht, in dem allein in Deutschland 15 Standorte für Deichrückverlegungen und 16 Standorte für Flutpolder genannt werden. „Nur  wenige davon sind bereits umgesetzt. Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen haben gemeinsam die dort enthaltene Deichrückverlegung Mahnkenwerder/Neu  Bleckede 2009  fertig gestellt“, sagte der Minister. Auch daran wirkte WESTA Straßen- und Tiefbau GmbH mit. Darüber hinaus konzentriert sich das Unternehmen auf die Rekultivierung, insbesondere den Bodenaustausch und die Melioration, also Maßnahmen, die dazu führen, den Boden zu verbessern und dessen Tragfähigkeit zu erhöhen. Dazu zählen etwa die Be- oder Entwässerung und das Anlegen von Drainagen.

„Beim Herstellen von neuen  und  Unterhalten  von  alten  Entwässerungsgräben nutzen wir altbewährte Technik, indem wir Faschinen einbringen. Doch wie das geht, gerät zunehmend immer mehr in Vergessenheit, weil es kaum noch jemand gibt, der sich darauf versteht, aber das ist unser Vorteil, weil unsere Mitarbeiter dazu in der Lage sind“, machte der Geschäftsführende Gesellschafter Heiko Wolff deutlich.

Faschinen, bestehend aus einem Geflecht von Reisigbündel, dienen zur Festigung von Böschungen. Sie werden etwa rautenförmig eingebracht und dann mit Oberboden bedeckt.  Faschinen werden  auch  zur vorläufigen Dammsicherung  bei Flussregulierungen benutzt. Am Unterwasser kommen dabei  Senkfaschinen zum  Einsatz. Diese sind im Inneren der Bündel mit  Steinen gefüllt. Das Reisig schützt vor Abtragung durch die Wasserströmung. Sediment setzt sich in die Zwischenräume.

„Den Umgang mit Wasser  muss man beherrschen. Um beispielsweise im Zuge der Renaturierung  einen Bach umzuleiten, bedarf es Fachwissen, auf das wir zurückgreifen können“, so Heiko Wolff.

Das Unternehmen beschäftigt 66 Mitarbeiter, darunter Steinsetzer oder Meliorationsbauer, sowie fünf Auszubildende, die dort eine Ausbildung zum Straßen- oder Rohrleitungsbauer absolvieren. Der Firmenname WESTA steht jedoch nicht nur für Wasserbau, sondern für Erd-, Straßen-, Tief- und Anlagenbau.

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurde das Unternehmen in WESTA-Bau GmbH umfirmiert und 1997 durch ein Management Buy-Out von den Geschäftsführern Herbert Sandt und Bodo Stenzel übernommen. 2013 wurde Heiko Wolff zum Geschäftsführenden Gesellschafter ernannt. Während sich er überwiegend um den technischen Part kümmert, regelt Bodo Stenzel das kaufmännische. Noch zu DDR-Zeiten waren rund 300 Mitarbeiter beschäftigt – Aufgaben im Deich- und Wasserbau wurden von Anfang an übernommen. In den 70er-Jahren begann man mit den ersten städtischen Komplexerschließungen, die inzwischen zum Kerngeschäft gehören.

Für dieses wurde in neue Baumaschinentechnik in Form eines Cat Kettenbagger 320EL und Radladers 908H2 bei der Zeppelin Niederlassung Rostock investiert. Bislang konnte  deren leitender Verkaufsrepräsentant, Danilo Zentner, rund neun Caterpillar Baumaschinen liefern, darunter mehrere Radlader vom Typ 908H, sowie Dozer D6K2 oder Kurzheckbagger 308 DCR. Insbesondere der innerstädtische Kanalbau erfordert Baumaschinen mit kompakter Bauweise. Doch auch andere Features müssen den Gegebenheiten der Baustellen Rechnung tragen. So bieten Kanalbaustellen häufig nur einen begrenzten Aktionsradius zum Schwenken der Baumaschinen.

Tiefbauarbeiten  mit  Verstellausleger auszuführen, macht im Kanalbau vieles leichter und  effizienter. Erste Versuche damit wurden bereits bei dem Betrieb mit einem Cat Kettenbagger 318EL gemacht. Letztendlich fiel die Entscheidung, in eine „eine Nummer“ größere Maschine  zu investieren. Der Cat 320EL mit Verstellausleger musste her. „Man kommt mit der Maschine und  ihrem  Verstellausleger nicht nur näher ran, wenn es darum geht, Rohre zu verlegen, sondern kann auch tiefergehen“, liefert Heiko Wolff als Argument, warum er den neuen Cat Kettenbagger 320EL mit Verstellausleger gewählt hat. Typisch für den Kanalbau ist ein häufiger Wechsel  der Anbaugeräte. Die Konsequenz: Der Cat 320EL ist der erste Bagger dieser Größenklasse im Unternehmen, der dabei auf die Vorteile des hydraulischen Schnellwechslers setzt. Bestückt wird die Arbeitsmaschine mit einem Verbau- und Grabenräumlöffel.

Denn der neue Bagger ist auch für den Deichbau vorgesehen, damit das nächste Hochwasser keine Chance hat, über die Ufer zu treten.

Der neue Bagger bei der Erschließung. Fotos: Zeppelin

Der neue Bagger bei der Erschließung. Foto: Zeppelin

Geschäftsführender Gesellschafter Heiko Wolff  (Zweiter von rechts) und Werkstattmeister Joachim Nagel (Zweiter von links), Territory Manager von Cat Financial Heidi Müller-Blickensdorff (rechts) und der leitende Verkaufsrepräsentant der Zeppelin Niederlassung Rostock, Danilo Zentner (links).

Geschäftsführender Gesellschafter Heiko Wolff (Zweiter von rechts) und Werkstattmeister Joachim Nagel (Zweiter von links), Territory Manager von Cat Financial Heidi Müller-Blickensdorff (rechts) und der leitende Verkaufsrepräsentant der Zeppelin Niederlassung Rostock, Danilo Zentner (links). Fotos: Zeppelin